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Alte, junge, schöne Frauen, sie alle waren in einer Wolke von Kindern. Auf dem Nachhauseweg, in Gedanken noch im Wohnheim, schaute mich ein riesiges, geheimnisvolles Gesicht von einer Plakatwand herunter an.
Stark geschminkt, wirkte es leicht erschöpft und genervt. Der Untertitel auf den Plakaten beschrieb das Portrait, als die „schönste Frau Berlins“. Waren da nicht ähnliche Gesichter im Wohnheim? Die Berliner Museen bewarben aber auf den Werbeflächen nicht die Frauen aus dem Wohnheim, sondern das Portrait von Nofretete aus Ägypten, 14. Jhr. v. Chr.. Ein Kunstwerk, welches deutschlandweit zu diesem Zeitpunkt, die meisten Museumsbesucher anlockte.
Nofretete hatte 6 Töchter, ergaben meine Recherchen. Hätten sie, zu einer anderen Zeit geboren, auch in Marienfelde stranden können? Die schönste Frau Berlins, ein Flüchtling? Wieso können wir ein Kulturgut einer anderen Nation, von höchster Qualität, für uns beanspruchen und vereinnahmen? Warum begegnen wir heute, nicht mit der gleichen Leidenschaft und dem gleichen Interesse den Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen?
Diese Fragen waren Ausgangspunkt, für die Skulptur Asyl. Ein Vexierbild zwischen einer jungen Mutter aus Ägypten, die in Deutschland lebt und dem, auf dubiose Weise in deutschen Besitz gelangten Portrait von Nofretete. Bei Planung und Umsetzung der Skulptur „Asyl“ orientierte ich mich an der klassischen Handschrift ägyptischer Kunst. Kontrapost, hautenge Kleidung, Flipflops. Merkmale einer 3000 Jahre alten Kultur eines anderen Kontinents, aber auch Insignien aktueller westlicher Mode.
So fern und doch so nah.
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